Hohlbein, Wolfgang Charity 09 Das Sterneninferno 

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haben nur diese eine Karte. Sehen Sie zu, daß Sie etwas treffen.«
»Verstanden.« Die Blase auf dem Bildschirm wuchs und wurde
zugleich dunkler. Die Spuren der Explosion waren nicht mehr zu
erkennen. Ohne Luft oder andere Materie, die zur Weißglut erhitzt
und in eine Druckwelle gepreßt werden konnte, war eine
Megatonnen-Explosion ziemlich unspektakulär. Die einzige
Wirkung, die Charity an den Instrumenten erkennen konnte, war ein
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leichter Anstieg des Strahlungspegels, der bereits wieder abflaute.
»Bender, zeichnen Sie auf dem großen Bildschirm noch die
Position der Raketen ein.«
»Sie haben aufgehört zu beschleunigen«, sagte Dubois. »Ich habe
die Raketen wenden können, vielleicht haben wir jetzt eine
Trefferchance.«
»Dann starten sie.« Zwei der neuen, diesmal blauen Lichtpunkte
auf dem Bildschirm setzten sich in Bewegung und wurden langsamer
auf ihrer bisherigen Bahn, die sie auf den Mond zufallen ließ. Die
Fallkurve wurde steiler, neigte sich von der anderen Seite in die
Blase hinein, die sich ebenfalls im freien Fall auf den Mond
zubewegte. Der Rand der Blase berührte die vierte Rakete und
verschluckte sie.
»Haben Sie noch die Kontrolle über den anderen Flugkörper?«
fragte Charity.
»Ja.« Dubois blickte kurz hoch. »Da ist ein wenig Partikel-
Strahlung in die Elektronik geknallt, aber die Hauptkreise sind
intakt.«
»Entfernung zum Moroni-Schiff?«
»Fünfhundertzwanzig, fällt noch.« Bender rechnete hastig. »Wenn
sie nicht bremsen oder wieder beschleunigen, ist bei
dreihundertachtzig Schluß. In elf Sekunden.«
»Vielleicht halten sie die Rakete für ein Trümmerstück«, sagte
Charity. »Schalten Sie drei Sekunden vorher unser Radar ein, und
gleich danach starten Sie die Rakete. Wenn es uns gelingt, sie zu
verwirren & «
»Verstanden«, sagte Dubois, die nun etwas gehetzt klang. Die
beiden blauen Punkte auf dem Bildschirm hatten den dritten fast
überholt, als plötzlich eine Reihe Lampen aufleuchtete und das Bild
sich geringfügig verschob, während der Computer mit dem scharfen
Blick des Radars die bisher ungenauen Bilder verfeinerte und
ersetzte. Gleich darauf blühte im Inneren der großen, dunklen
Seifenblase eine kleinere, hellere, die sich rasch auf den roten Punkt
zubewegte und ihn verschluckte. Niemand bemerkte es, denn die
Aufmerksamkeit aller war auf die Kette von zehn gelben Punkten
gerichtet, die sich spiralförmig um die Bahn des Moroni-Schiffes
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ausbreiteten, weit außerhalb der Seifenblasen, die die
Atomexplosionen an den Himmel gemalt hatten, und nur noch ein
paar hundert Kilometer von der HOME RUN entfernt.
»Raketen«, sagte Bender. »Diese hinterlistigen & «
»Genau wie wir«, sagte Charity. Ihr Herzschlag übertraf alle
Rekorde. »Radar aus, Dubois. Bender, Laser und Raketen. Nehmen
Sie alles, aber halten Sie uns diesen Hornissenschwarm vom Hals.«
»Okay.« Weiter kam er nicht. Dubois stieß einen unterdrückten
Freudenschrei aus. Auf dem Bildschirm zogen sich zwei kurze, blaue
Linien in den ineinander verwobenen Seifenblasen bis direkt an das
Moroni-Schiff heran, bevor sie ihrerseits in einem neuen Paar Blasen
zerplatzten.
»Sie haben ihr Radar eingeschaltet«, sagte die Frau. »In der letzten
Sekunde. Die automatische Zielsuche hat übernommen.« Sie sah
Charity an, und ihre Augen leuchteten. Es war das erste Mal, daß
Charity an einem ihrer Begleiter diese Art von Lebendigkeit
entdeckte. »Ein Volltreffer, die andere unmittelbar neben ihnen.«
Der rote Punkt auf dem Bildschirm verschwand. Die neuen
Seifenblasen wirkten ein wenig heller und massiver als die anderen.
Die mehrere tausend Tonnen Materie eines Sternenschiffes hatten
ihnen als zusätzliche Nahrung gedient, gaben dem Feuerball ein
wenig mehr Substanz. »Ich glaube, die sind wir los«, sagte Skudder
in die Stille hinein.«
»Ihre Raketen nicht«, erwiderte Charity. Wie zur Bestätigung
schlug plötzlich gleißendes Licht in die Sichtkuppel. Der geringe
Anteil, der reflektiert wurde, genügte, um sie vorübergehend blind
werden zu lassen.
Zahlreiche grelle Sterne tanzten schmerzhaft auf ihrer Netzhaut.
»Hinter uns«, meldete Dubois, »nicht mal achtzig Kilometer.« Die
akustische Strahlungswarnung summte leise vor sich hin. »Wir
haben uns gerade rechtzeitig geduckt, was das Radar betrifft.«
Bender betätigte hastig die Kontrollen, und auf der Hülle
vibrierten schwere Maschinen, als die Laserkanonen eines der Ziele
unter Feuer nahmen. Dann dröhnte die Hülle der HOME RUN, als
sich zwei Raketen aus ihren Rohren lösten. Dubois und Bender
arbeiteten schweigend und konzentriert, während die anderen hilflos
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dem tödlichen Ballett zusahen, das sich hoch über der
Mondoberfläche entfaltete. Inzwischen konnte Charity wieder etwas
erkennen. Sie hielt ihren Blick sorgfältig von den Sichtkuppeln fern.
Paradoxerweise spürte man so gut wie nichts von den titanischen
Explosionen, die nach astronomischen Maßstäben in unmittelbarer
Nähe stattfanden. Im Vakuum spielten Fehlschüsse keine Rolle, auch
wenn sie knapp ausfielen, und Treffer spürte man sowieso nicht
mehr. Zweimal zeichnete grelles Licht harte Schlagschatten in das
Innere der HOME RUN, begleitet von einem heftigen Stakkato der
Strahlungsanzeigen. Auf den Bildschirmen verschwanden zwei gelbe
Punkte, die die Flugbahn der HOME RUN bereits passiert hatten,
und zeichneten zwei zusammenwachsende Seifenblasen. Dort, wo
sich die dünnen Hautschichten der schwachen Schockwellen
begegneten, entstand eine geringfügig hellere, fast stillstehende
Zone. In diesem schmalen Streifen staute sich einen kurzen Moment
die Hitze, bevor sie wieder auseinanderlief. Der Computer setzte die
Infrarot-Daten in ein gespenstisch schönes Bild um. Zwei weitere
Punkte wurden ausgelöscht, vermutlich hatte Bender mit den
Laserkanonen getroffen. Charitys Hände verkrampften sich
unwillkürlich am Sitz, als die fünf übriggebliebenen Geschosse, die
den anderen hinterhergelaufen waren, nacheinander ihren Kurs
änderten und zu Linien heranwuchsen, die zunehmende
Geschwindigkeit anzeigten.
»Zielradar«, rief Bender. Dubois betätigte hektisch eine
Schaltergruppe, und die letzten fünf Raketen verließen ihre
Abschußrohre. Fünf blaue Linien zogen sich auf die anfliegenden
Moroni-Geschosse zu, benutzten deren Zielradar für ihren eigenen
Anflug. Ein weiteres Geschoß verschwand plötzlich, und Bender
stieß einen verhaltenen Freudenschrei aus. Drei Raketen trafen ihre
Ziele, gelbe und blaue Linien schnitten sich und verblaßten, als die
Raketen in unmittelbarer Nähe der Moroni-Geschosse explodierten,
und blühten in neuen Seifenblasen auf, die gleich darauf die Bahn
der HOME RUN berührten. Kontrollampen wechselten von Grün auf
Rot, und die Strahlungswarnung heulte warnend los. Die Bildschirme
verfärbten sich vorübergehend, und die Darstellungen wurden
unregelmäßig, als harte Strahlung die empfindliche Elektronik störte,
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Schaltkreise ausbrannte und Speicherzellen löschte.
»Das letzte ist zu nah«, rief Charity. Sie beugte sich vor und hieb
mit der Faust auf eine Kontrolle, die den Gefechtskopf der Rakete
entschärfte. Dubois sah sie entsetzt an. Es war ein riskantes Spiel.
Wenn die eigene Rakete, die sich dem hereinkommenden Geschoß in
einem Bogen näherte, ihr Ziel nicht direkt traf und mit der Wucht des
Aufpralls zerstörte, dann waren sie praktisch schutzlos. Bender
feuerte schwitzend auf das Maroni-Geschoß, aber es war bereits zu [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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